Aareschwimmen 2005 - Die Gummienten-Akademie
Den Winter über hatten wir in Solothurn bei Crawl-Kurse für Erwachsene schön und schnell schwimmen gelernt, und nun zog es uns zu neuen Aufgaben. Schnell war die Idee da: wir gehen als Gummienten-Akademie an das diesjährige Aareschwimmen, bei dem Einzelteilnehmer und Plauschgruppen die 1,3 Kilometer vom Freibad bis zur Stadt schwimmen. Dafür haben wir fleissig an der Ausrüstung gebaut, mit Pappe, Federn und Klettband gewerkelt, gegen zusammengeklebte Finger gekämpft und nach passenden Badekleidern gesucht. In der Stadt verschwanden derweil mysteriöserweise alle vorhandenen Schwimmreifen und Quietscheentchen, und selbst vor einer Riesenkrake machte die Invasion nicht halt.
Am 14. August ist es dann endlich so weit. Statt uns wie sonst am Sonntagmorgen im warmen Bett nochmals umzudrehen und die Decke über den Kopf zu ziehen, treffen wir uns aufgeregt schnatternd vor dem Solothurner Freibad. Am Himmel türmen sich drohend die ersten Regenwolken auf, gegen die wir aber fröhlich gegenanstrahlen. Wir glätten uns dann noch die Federn, blasen die gelben, roten und grünen Enten-Schwimmringe auf (wie gut, dass wir Schwimmer eine gut trainierte Lunge haben :), verzieren damit unsere Bäuche und Köpfe und bewundern gegenseitig unsere Ausstaffierung. Ein quietschoranges Auto bringt dann neben den Chef-Organisatoren auch noch eine grosse Pappmaché-Gummiente mit, die mittels Schlauchboot schwimmen gelernt hat. Begleitet wird unsere Entenakademie ausserdem noch durch ein Fröschlein und einen Seehund, der versucht, am rot-weiss-gestreiften Bauch eines Teilnehmers einen möglichst entigen Eindruck zu machen, sich dann aber doch durch seine blauen Flossen verrät.
Fertig vorbereitet stürmen wir dann das Freibad. Schnell ziehen wir die warmen Pullover, dicken Hosen und Wollsocken aus und stopfen diese in die bereitstehenden Kleidersäcke, dann nehmen unsere mutigsten Enten per Rutsche ein kleines Probebad im Kinderbecken. Das spritzt zwar ordentlich, es kommen aber trotzdem alle unversehrt zurück und wir watscheln auf unseren Flossen weiter zur Abflugstelle. Dort geben wir der neugierigen Reporterin vom Solothurner Tagblatt noch ein ausführliches Interview, von dem am Ende aber nur ein Satz übrigbleibt: "Bunter gab sich die «Gummienten-Akademie» - eine Gruppe von erwachsenen Schwimmschülern, die in einem Kurs ihren Crawl-Stil perfektioniert hatten - und nun zum ersten Mal am Aareschwimmen teilnahmen."
Inzwischen sind auch die letzten Sonnenstrahlen verschwunden und die Regenwolken übernehmen das Wetter - wir werden von oben nass. Ohne Begleitboot dürfen wir allerdings nicht in die Aare, und da das auf sich warten lässt, müssen auch wir warten. Ein Teil der Enten flüchtet sich unter das Vordach, ein anderer versucht, mit wilden Ententänzen gegen Regen und Kälte anzuflattern. Und so langsam machen sich auch unter den hartgesottensten Enten Zweifel breit, ob das mit dem Aareschwimmen wirklich so eine gute Idee war... Doch bevor jemand unter die warme Dusche flüchten kann, dürfen wir endlich in die Aare.
Mit zögerndem Blick steigen wir hinein (offiziell hat die Aare heute übrigens 20 Grad), stellen dann aber schnell erleichtert fest: so schlimm ist es gar nicht. Im Gegenteil, im Wasser ist es schöner als draussen. Die Stadtpolizisten im Begleitboot haben sich fest in warme Jacken und Decken gehüllt, während wir vergnügt in unseren Entenkleidern das Bad geniessen. Gemütlich lassen wir uns die Aare hinuntertreiben, üben die eine oder andere Formation, hindern die Krake am Davonsausen und unsere Pappente daran, durch den hohen Wellengang seekrank zu werden, und plauschen dabei ausgiebig, wie es sich für eine richtige Plauschgruppe gehört. Unterwegs müssen wir dann noch kurz ein wenig an Tempo zulegen, weil sich das Aareschiff nähert, aber dafür haben Enten ja schliesslich Flossen :).
Weiter geht es unter den Brücken der Stadt hindurch, und trotz heftigem Regen können wir die eine oder andere Stadtansicht aus der ungewohnten Perspektive geniessen. Einige Zuschauer haben dem Wetter getrotzt und bejubeln und beklatschen unsere Entenformation. Hinter uns nähert sich eine weitere Plauschgruppe mit wilden Delfinsprüngen und überholt uns kurz vor dem Ziel sogar fast, aber dank eines lockergeflosselten Endspurts erreichen wir nach knapp 20 Minuten noch vor ihnen den Anlegesteg.
Dort befreien uns helfende Hände aus dem Krakenwirrwarr, auch wenn wir am liebsten noch viel weiter geplanschplauschelt wären. Dafür nutzen wir die überfüllten Kleiderzelte zum Umziehen zurück in die warmen Kleider und bekämpfen Schlotteranfälle mit heissem Tee. Und wie so oft an diesem Tag werden wir nochmals gezählt, vermutlich damit die Statistik der Flussungeheuer-Opfer aktuell gehalten werden kann. Von uns wurde aber glücklicherweise niemand gefressen.
Nach Kuchen, Medaillen und Gummibärchen machen wir uns dann auf die Suche nach einer stärkenden Mahlzeit. Dummerweise wurde das von uns eingeplante traditionelle Risotto-Essen leider schon vor Jahren abgeschafft. Und in der Stadt ist Sonntags fast alles geschlossen, wie wir dann nach und nach feststellen. Weder die Irrwanderung durch die Stadt noch der immer noch heftige Regen tun unserer guten Laune aber einen Abbruch, so dass wir schliesslich unseren Plausch-Sonntag mit einem gemütlichen Flammekuchen-Essen beenden.
Mit dabei waren übrigens Marco, Denise, Erich, Louise, Monica, Nora, Philip, René, Sandra, Thomas, Dominic, Sybille und Christine. Danke an und von allen für Organisation, Spass und Mitmachen!
Und als was gehen wir im nächsten Jahr? :)
- Fotos auf dieser Seite: Patrick Rudin