Erinnerungen
22. November 2004
Schaukelnachmittage, Spielzelt und Ritter Sport. Erdbeeren und Erbsen, direkt aus dem Gartenbeet in den Mund. Am Sonntag Rinderbraten mit Kartoffeln, Erbsen und Wurzeln. Die Karl-May-Festspiele, natürlich mit Decke zum Unterlegen und Regenschirm. Ein Gartenhaus zum Verstecken, Schnecken mit gelb-schwarzem Gehäuse, die mein kleiner Bruder essen wollte. Ein Fahrrad mit Stützrädern, und dann ein blaues statt einem rotem. Ein Elefant zum Schaukeln auf dem Dachboden. Geschirr mit Goldrändern und angeschlagenen Ecken. Kreuzworträtsel und Fliederbeersuppe. Das Bild meiner unbekannten Grossmutter an der Wand, daneben er in Uniform und wir, hübsch im Garten aufgebaut. Fensterläden, die abends ordenlich verschlossen wurden, und festgeklammerte Tischdecken. Eine grosse Regentonne, in der man den Sommer verbringen konnte. Immer korrekt mit Kamm, Krawatte und Spazierstock unterwegs. Kirschen ensteinen im Garten, und Sonnenblumenkerne in die Vogelhäuser füllen. Gelernt, was Tagetes und Stiefmütterchen sind. Spaziergänge am See und Ausflüge in den Hansapark. Rote Grütze, Grog und Bratkartoffeln. Gehobeltes Holz in der Werkstatt, Teekannen und Blumen auf den Küchentapeten. Blubbernde Kaffeemaschine und Würfelzucker. Plattdütscher Klönsnack, stolze Blicke und immer eine Lösung für Kinderprobleme. Leider keine Urenkel, die er auf den Knien hätte schaukeln können. Ein langes Leben mit all den Höhen und Tiefen, dabei immer aufrecht. Geliebter Grossvater.
Bruno Kahl (4. März 1914 · 22. November 2004)