Land aus Feuer und Eis
Im letzten Sommer habe ich gespannt die Island-Rundreise von Frau Brüllen verfolgt: Island 2014. Die erste Hälfte, mit vielen Bildern und Island, Teil 2. Im Herbst schrieb dann Frau Schmitt über die Verbindung von Islandreise und Laufen: Schöner atmen in der Rauchbucht – der Reykjavik Marathon. Tja. Das wollte ich auch :)
Und obwohl für 2015 eigentlich nur der 10 km Frauenlauf Bern auf meinem Laufanfänger-Plan stand, gingen mir Island und der Halbmarathon nicht aus dem Kopf. So wurden im Januar kurzerhand Flug und Laufreise gebucht, auch wenn ich ein wenig Angst vor meiner eigenen Courage hatte…
Mittwoch – Anreise
Mitte August ging es dann los: ab in den Flieger und auf nach Island. Herr Papa schickte noch besorgte Grüsse hinterher: „Und pass mit den Vulkanen auf!“, und wummms, war der Flieger auch schon etwas unsanft in Keflavík gelandet. Mit dem Flybus ging es direkt weiter nach Reykjavík, und zu Fuss ein Stück die Strasse hinauf zu dem Gästehaus für unsere Gruppe. Da es durch die Zeitverschiebung in Island erst später Nachmittag war, bin ich gleich weitergezogen und habe mir die nahegelegene Hallgrímskirkja angeschaut. Innen wurde gerade auf der Orgel geprobt und die Kirche mit gewaltigen Klängen gefüllt, aussen habe ich mich von einem Aufzug auf den Turm fahren lassen. Allerdings gibt es oben keine offene Plattform, und die Aussicht war nicht so schön wie erwartet.
Also ging es bald wieder runter und weiter an das Sæbraut-Ufer, die Sonnenfahrer-Skulptur anschauen, die ich so wunderbar finde, und die windige Aussicht auf den Nordatlantik und das Bergmassiv Esja geniessen. Auf dem Weg dahin habe ich überall fröhlich bemalte Häuser und Blumenschalen entdeckt: es wird versucht, dem Islandgrau und Stadteinerlei entgegenzuwirken. Trotzdem ist der Funke zwischen der Stadt und mir nicht so recht übergesprungen – zuviel Autoverkehr, hässliche Neubauten und Souvenirgeschäfte.
Zurück im Gästehaus zeigte sich, dass das heisse Wasser tatsächlich sehr lustig schwefelig ist. Es stinkt ein bisschen wie frisch aus der Hölle, sozusagen. Und wirklich richtig heiss ist es auch – trotz Warnung im Reiseführer habe ich mich fast verbrannt. Dafür ist es schön weich, und auf der kalten Seite kommt Quellwasser in einer sehr guten Trinkqualität (in den Restaurants bekommt man das auch einfach so auf den Tisch gestellt – so toll!).
Donnerstag – Spaziergang durch die Stadt
Nach einer kurzen Nacht (eine Gruppe auf meinem Stockwerk machte erst abends viel Lärm, um morgens um vier ebenfalls mit viel Lärm abzureisen) und unter grauem Himmel bin ich leicht grumpfig dem Stadtrundgang meines Reiseführers gefolgt – erst runter zum Stadtteich Tjörnin und durch das in den Teich hineingebaute Rathaus, dann in die multimediale Besiedlungsausstellung 871±2 und weiter den Hafen entlang. Hübsch fand ich die Stadt immer noch nicht, und ausserdem war es kalt und nieselig. Ausserhalb des touristischen Stadttrubels habe ich ein ruhiges Café in der alten Villa vom Hannesarholt cultural center gefunden (im Reiseführer passenderweise für das Publikum 35+ angepriesen…), und es mir mit Suppe, Waffeln, heisser Schokolade und Kindle gemütlich gemacht. Reykjavík gefiel mir so schon gleich ein bisschen besser.
Später ging es noch mal raus, nebenan eine Pizza essen und schauen, wo genau das Schwimmbad ist, in das ich Samstagnachmittag nach dem Laufen gerne gehen würde. Dabei habe ich rosa Elefanten (huch…) entdeckt, den wunderschönen Viertelstundenschlag der Hallgrímskirkja bemerkt und jedes Mal gestaunt, wenn ich um eine Ecke gebogen bin und der Nordatlantik einfach so vor mir lag.
(Vegetarisch essen war übrigens gar kein Problem, überall gab es eine gute Auswahl. Tips finden sich ansonsten beispielsweise bei 9 great options for vegetarians in Reykjavík, Vegan in Island und Vegan in Island: Eine Woche Reykjavík im Januar.)
Freitag – Nauthólsvík und Perlan
Beim Frühstück haben sich alle Reiseteilnehmer unserer Gruppe das erste Mal komplett versammelt. Als erstes erfuhren wir, dass unsere Reiseleitung bereits unsere Startunterlagen abgeholt hat, so dass wir am Nachmittag nicht extra raus zum Sportgelände mussten. Dafür haben es fünf Koffer nicht nach Island geschafft, und es begann ein fröhliches Ausleihen von Socken, Shirts und Regenschirmen. Schon da hat sich gezeigt, dass unsere Gruppe toller nicht hätte sein können – lustig, plauderig, hilfsbereit.
Unser Reiseleiter ist nach dem Frühstück mit uns durch die Stadt spaziert, hat Sehenswürdigkeiten und das Start/Ziel vom morgigen Lauf gezeigt. Dabei erfahre ich, dass die anderen durchaus entzückt von Reykjavík sind. Nanu. Das Leben in einer Kleinstadt und gleichzeitig schönsten Barockstadt der Schweiz verwöhnt wohl doch arg.
Wir sind dabei auch in das Konzerthaus Harpa hineinspaziert – so hässlich ich es von aussen fand, so begeistert war ich von innen, und bin die Rampen und Treppen bis ganz nach oben gelaufen. Mittags haben sich die Wege der Gruppe wieder getrennt, und ich bin spontan doch noch mit dem Bus nach Nauthólsvík am Stadtrand von Reykjavík gefahren. Dort gibt es einen geothermischen Strand – Isländer haben so viel heisses Wasser, dass sie damit den Nordatlantik heizen können. Leider bin ich nach der Öffnungszeit angekommen und habe daher nur noch Reste vom heissen Wasser abbekommen, aber für einen kleinen Spaziergang und zum Füsse eintunken hat es doch noch gereicht.
Ein bisschen habe ich dort bedauert, nicht doch noch irgendwo ein Fahrrad ausgeliehen zu haben – von hier aus könnte man so schön an der Küste entlang fahren. Stattdessen bin ich von Nauthólsvík über einen Spazierweg hoch zum Warmwasserspeicher Perlan gelaufen. Dort habe ich die mieseste Waffel überhaupt bekommen, dafür aber auch die schönste Aussicht von Reykjavík – auf einer Plattform läuft man um die Kuppel herum und schaut auf Stadt, Meer und Berge. Soviel Weite, Himmel, Licht, Luft!
Auf dem Rückweg im Supermarkt um die Ecke wurden noch Bananen für das Vor-dem-Laufen-Frühstück und ein paar Äpfel für die nächste Woche gekauft, im Gästehaus ein youtube-Video bemüht, um den Zeitnahme-Chip richtig an meinem Laufschuh zu befestigen, danach ging es gemeinsam weiter zum Abendessen: Buffet mit Salat, Pasta und (kalter) Pizza. Keine kulinarische Offenbarung, aber zumindest ausreichend, um noch ein paar Kohlenhydrate für den Lauf zu bunkern.
Samstag – Halbmarathon und Kulturnacht
Samstag war es endlich so weit: der Lauftag vom Reykjavik Marathon, auf den ich seit Januar hintrainiert habe. Zum Frühstück gab es ein paar selbstgemachte, eingeschmuggelte Haferkekse, zwei Bananen und etwas Wasser. Danach ab in die Laufsachen und draussen das Wetter getestet, bevor wir gemeinsam zum Start gelaufen sind. Ich war höllisch aufgeregt und habe meine Schuhe gefühlte zehnmal neu geschnürt… Dafür gab es tatsächlich genug Toiletten und wir mussten nicht anstehen. Noch ein wenig warmlaufen, und schon war die Startzeit da. Passend einsortiert in den Startkorridor ging es los – allerdings starteten alle miteinander, und so war es sehr voll. Den Teil mit „rechts laufen, damit links überholt werden kann“ hat dazu anscheinend niemand gelesen, und daher dauerte es etwas, bis ich mich halbwegs freigelaufen hatte und in mein Tempo hineingekommen bin. Immerhin, so gab es keine Gefahr, zu schnell zu starten…
Ziemlich schnell waren wir schon am Meer und bei den ersten Hach-Momenten – im Wohngebiet wurden wir fleissig mit Winken, Klatschen, Glöckchenklingeln und Musik unterstützt. Also habe ich so viel wie möglich fröhlich zurückgewinkt und versucht, die Atmosphäre trotz der Anstrengung zu geniessen. Ein Stück lang bin ich hinter einer Frau mit Meister Proper-Shirt hergelaufen, und fand das sehr lustig. Irgendwo bei Kilometer 7 gab es den für mich schönsten Augenblick des Laufes: von einer leichten Anhöhe aus sieht man auf die Strecke vor sich, links das Meer, rechts viele, viele Läufer auf der Strecke. Und ich tatsächlich mittendrin und dabei. Hach. Noch ein Stückchen weiter standen die Nicht-Läufer unserer Gruppe, sind rumgehüpft und haben gejubelt. Ich habe mich riesig gefreut und zurückgejubelt.
Danach ging es ein Stück langweilig am Hafen entlang, dann kam aber auch schon die Harpa und damit wieder das Meer. Allerdings auch der Wind, und mir wurde tatsächlich doch ein bisschen kühl. Half aber nix, also weiter, vorbei am Sonnenfahrer und langsam Richtung Wendepunkt. Auf der anderen Strassenseite sind uns schon die schnellsten Läufer entgegengekommen, die wir gleich noch angefeuert haben. Bei Laugarnes ging es danach eine Anhöhe hinauf. Eigentlich nicht schlimm, aber oben ist es nicht wie erwartet zurückgegangen, sondern sehr langsam und langgezogen weiter und wieder nach unten. Mental etwas schwierig und ohne hübsche Aussicht, aber irgendwann kam endlich doch die Wendemarke und es ging wieder zurück und ab auf die Schlusstrecke.
Noch schnell den 1:55 Pacemaker überholt, der mit kaputtem Luftballon etwas geknickt am Strassenrand stand, wieder an der Harpa vorbei, ein weiteres Mal abgebogen, und dann waren wir auch schon im Ziel. Ich bin mit 1:55:13 tatsächlich unter zwei Stunden geblieben und mächtig stolz.
Fast habe ich noch verpasst, eine Medaille einzusammeln, und musste noch mal ein paar Schritte zurückgehen. Dann hatte aber auch ich eine :)
(Foto: marathon-photos.com)
(Bilder habe ich beim Laufen keine gemacht. Wer welche sehen möchte, kann die offiziellen Fotos, den Photo guide to the Reykjavik Marathon oder den Bericht Laufen in der nördlichsten Hauptstadt der Welt anschauen.)
Nach einem Becher Wasser habe ich mich wieder halbwegs erholt und zufällig noch zwei unser Gruppe getroffen. Nach einer kurzen Plauderei wurde mir allerdings langsam wirklich kalt, und ich bin zurück ins Gästehaus gelaufen. Einen Pfefferminztee und warme Sachen später wollte ich endlich ab ins Wasser, habe meine Schwimmsachen gepackt und bin ins Schwimmbad Sundhöllin gegangen. Die Lauf-Teilnehmer bekommen praktischerweise alle eine Eintrittskarte für die Bäder von Reykjavík. Die vielen anderen Läufer, die vor mir reinstürmten, wollten aber alle nur ins heisse Wasser – auf den Bahnen war es fast leer, und so liess es sich gut schwimmen. Am Schluss bin ich aber auch noch kurz in einen der Hot Pots gehüpft. Und habe mich drüber amüsiert, dass die Isländer dort tatsächlich vor allem diskutieren. Nach einer ausgiebigen Regendusche habe ich noch das tollste Spielzeug vom Bad entdeckt und entzückt benutzt: eine Trockenschleuder für den Badeanzug.
Den Rest vom Tag habe ich vor allem mit Essen verbracht… Auf dem Rückweg zum Gästehaus habe ich einen Schlenker gemacht und mir einen grossen Skyr-Smoothie bei der Lemon Smoothie & Juice Bar geholt. Zurück im Gästehaus fing doch noch der sintflutartige Regen an, der zuerst für den Vormittag angekündigt war, so habe ich noch ein wenig Pause gemacht und bin ein wenig später erneut nach nebenan in die Eldsmiðjan Pizzeria gegangen. Inzwischen waren auch die Marathon-Läufer zurück, und so habe ich dort gleich noch zwei andere aus unserer Gruppe getroffen. Nach der Pizza zog es mich doch noch auf die beginnende Kulturnacht, also habe ich mich in die Regensachen geworfen und bin losgestapft.
Die Strassen ähnelten inzwischen mehr rauschenden Flüssen, trotzdem waren sie voller wuseliger, gutgelaunter Menschen, und an den Strassenecken gab es kleine Konzerte. Nach einem bummeligen Bogen durch die Stadt bin ich noch mal in der Harpa gelandet und habe auch hier über die entspannte Stimmung der vielen Menschen gestaunt.
Zurück in der Stadt hörte der Regen langsam auf, und natürlich hatte ich schon wieder etwas Hunger. Diesmal ging es bei Reykjavík Chips vorbei. Zwar war die Schlange sehr lang, aber das Warten hat sich gelohnt – so gute Pommes Frites habe ich noch nie gegessen. Frisch geschnitten, vorgekocht, zweimal frittiert, perfekt. Und als Nachtisch gleich noch einen grossen Skyr-Smoothie von der Lemon Bar… Noch ein bisschen über die Kulturnacht geschlendert, doch noch ein Souvenir gekauft (ein graues, wolliges Babyschaf), dann hatte ich genug und bin zurückgelaufen. Vor dem Gästehaus kamen zufällig aus allen Himmelsrichtungen Teilnehmer unserer Reisegruppe zusammen, so haben wir aufgeregt schnatternd unsere Erlebnisse ausgetauscht, bevor auch die anderen zum Essen loszogen (allerdings wegen der Kulturnacht und späteren Uhrzeit etwas Pech hatten).
Übernachtet wurde im Guesthouse Aurora (sauber, winzige Zimmer, gemütliches Bett, einfaches Frühstück, zentrale Lage, aber sehr, sehr hellhörig und mit Wartezeit an Dusche/WC).
Sonntag – Skálholt bis Gullfoss
Nach dem Frühstück haben wir uns vor dem Gästehaus versammelt und amüsiert festgestellt, wie sehr wir dem Klischee entsprechen – wir sahen aus, als wären wir einem Jack Wolfskin-Katalog entsprungen. Inzwischen waren auch die vermissten Koffer endlich aufgetaucht, und so haben wir uns alle zum Bus aufgemacht. Als erstes haben wir dort eine Runde Koffer-Tetris gespielt (ein Spielchen, das sich jeden weiteren Morgen wiederholen sollte), bis endlich alle Koffer im Anhänger untergebracht waren, und unser Isländer hat zum ersten Mal mit den Augen gerollt. Nach einem kurzen Zwischenstop an der Perlan ging es endlich los und raus aus der Stadt. Praktischerweise hat es nur bis zu unserem ersten Halt in Hveragerði geregnet, und so wanderten wir dort das erste Mal durch die Lavalandschaft und schauten fasziniert zu, wie die Erde blubbert und raucht.
Auf dem Weg zum Bischofssitz Skálholt haben wir die ersten Schafe und Pferde entdeckt, die in Island einfach so durch die Gegend laufen. Und haben den Vulkan Eyjafjallajökull am Horizont gesehen, dessen Ausbruch 2010 den europäischen Luftverkehr zum Stillstand gebracht hat. Am Bischofssitz haben wir einen weiten Blick ins Land genossen und bekamen im Wintergarten ein sehr leckeres Buffet aufgetischt (ich brauche das Rezept für diesen Schoko-Karamell-Kuchen!).
Die nächste Station war das Hochtemperaturgebiet Haukadalur – der Geysir Strokkur war gut gelaunt und ist touristenfreundlich alle drei Minuten ausgebrochen. Besonders lustig fand ich die grosse blaue Blase, die er direkt vor dem Ausbruch macht. Um Strokkur herum plätschert Wasser durch die Gegend, das so heiss ist, dass es Warnschilder und Absperrungen braucht, und von einer kleinen Anhöhe aus hatten wir einen schönen Blick über die vulkanisch geprägte Landschaft.
Wir sind noch ein Stück weitergefahren und schauten uns diesmal kaltes Wasser an: Gullfoss, einen Wasserfall, der beeindruckende Wassermengen ins Tal stürzt.
Übernachtet wurde im Hotel Gullfoss (ruhige Lage, saubere Zimmer, leckeres Essen).
Montag – Þingvellir bis Reykholtdalur
Zu unserem Entzücken entdeckten wir auf dem Frühstückstisch Waffeleisen und -teig, und so wurden vergnügt Zimtwaffeln zum Frühstück gebacken, bevor es weiter ging zum Nationalpark Þingvellir. Auch heute hatten wir Glück und es regnete nur während der Busfahrt, so dass wir zwischen der amerikanischen und der europäischen Kontinentalplatte gemütlich ein paar Schritte laufen konnten.
Heute haben wir leider kein leckeres Mittagessen bekommen (das Essen an einer Tankstelle am Hvalfjörður ist der kulinarische Tiefpunkt der Tour), dafür kam danach die Sonne heraus und wir sind hinauf zum Wasserfall Glymur geklettert. Auf dem Weg dorthin haben wir Nonnen mit Schläppchenschuhen getroffen, sind durch eine Höhle gekrabbelt („wieso ist hier kein Licht an?“) und mussten uns per Baumstaum über einen Fluss hangeln, bis der Wasserfall in Sicht kam. Mangels Höhen- und Trittsicherheit habe ich allerdings auf dem halben Weg nach oben gestreikt. Zu viert haben wir an einer sonnigen Aussichtsstelle auf die anderen gewartet und zugeschaut, wie diese weit über uns auf Felsvorsprüngen in schwindelerregender Höhe rumgeklettert und -geturnt sind. Trotz eines kaputten Wanderschuhes, der für viel Gelächter sorgte, sind wir aber allesamt wieder heil am Bus angekommen. Die Rückfahrt zur Hauptstrasse hat sich ungeplant noch etwas verzögert: eine freche Horde Islandpferde hat uns umzingelt und für viel Begeisterung gesorgt.
Weiter ging es über eine der schönsten Strecken der Reise – wir sind im klappernden Bus übers Land gesaust (der isländische Fahrstil ist ja tendenziell auch eher schmerzfrei), und irgendwie sah es überall so aus, als würden sich Elfen hinter den Steinen verstecken.
Unser Isländer hat unterwegs noch erwähnt, dass hier überall schöne heisse Bäder seien, aber leider waren unsere Badesachen alle in den Koffern versteckt. Auch so kamen wir arg spät am Hotel an – für die anderen gab es noch Kaminfeuer und Fisch, ich hatte genug von allem und habe nur noch kurz der Sonne zugeschaut, bevor ich ins Bett gefallen bin.
Übernachtet wurde im Hótel Á (ruhige Lage mit toller Aussicht, saubere Zimmer, leckeres Essen).
Dienstag – Unterwegs auf Snæfellsnes
Morgens wurden wir von der Sonne geweckt, und haben uns fotografierenderweise noch im Pyjama auf der Terrasse getroffen. Die Aussicht über das Nirgendwo bis hin zum isländischen Hochland, über dem der Gletscher Langjökull eisig und geheimisvoll glitzert, ist aber auch einfach grandios. Neben uns haben lustige kleine Vögel mit dem Wind gespielt.
Als Extra gab es diesmal beim Frühstück Porridge, und so fuhren wir gut gestärkt weiter. Nach einem Zwischenstopp bei Hraunfossar (noch mehr Wasserfälle…) haben wir noch schnell eine Bäckerei in Borgarnes ausgeräumt und eine Bank gestürmt, dann endlich ging es hinaus auf die Halbinsel Snæfellsnes.
Dort habe ich mich als erstes in die Wiesen voller puscheligem Wollgras verliebt, das in der Sonne umhergeweht wird. Überhaupt, Island ist viel grüner, als wir es erwartet haben (viel mehr Flüsse, Bäche und Seen gibt es auch), und die Pflanzenwelt mochte ich sehr. Ein Stück weiter und eine Tüte Lakritzschokokugeln später sind wir durch die Lavalandschaft Berserkjahraun spaziert und haben die Gesteinsformationen, die unterschiedlichen Farben des Lavagesteins und das flauschige Moos bestaunt.
Weiter ging es entlang der Küste und zu den ersten Blicken auf den Vulkan Snæfellsjökull mit seinem Gletscher. Nach den isländischen Süssigkeiten hat unser Reiseleiter eine Tüte Trockenfisch ausgepackt – was zu leichten Unmut seitens der Teilnehmer und vielen gerümpften Nasen geführt hat. Die Probierfreude war diesmal nicht so arg gross…
Im Snæfellsjökull Nationalpark sind wir durch ein Lavafeld Richtung Küste gewandert. Der Weg war allerdings so steinig, dass wir erst an der Bucht Djúpalónssandur ankamen, als die Weiterfahrt ins Hotel eilig wurde. Schade, hier hätten wir gerne noch ein wenig umhergeschaut, die schwarzen Steine befühlt und nach Resten gestrandeter Schiffe gesucht.
Dafür liegt unser Hotel direkt am Meer, wohooo!
Übernachtet wurde im Hotel Hellnar (ruhige Lage mit atemberaubender Aussicht, saubere Zimmer, leckeres Essen).
Mittwoch – Snæfellsnes und zurück
Strahlender Sonnenschein hat uns Frühaufsteher aus dem Haus und auf einen kleinen Spaziergang gelockt – es ist unglaublich schön dort am Meer, am liebsten wären wir länger geblieben. Nach einem auch hier sehr leckeren Frühstück sind wir aber doch ein kleines Stück zum kleinen Hafenort Arnarstapi weitergefahren. Dort wurden gerade die frisch gefangen Makrelen verarbeitet, Eis und Blut spritzten dramatisch durch die Gegend (naja, ein bisschen jedenfalls) und Möwen kreisten über den Klippen.
Wir sind entlang der Küste (laut unserem Isländer die schönste Küste Islands) zurück Richtung Hotel gewandert, haben den vielen Vögeln zugeschaut und nach Walen Ausschau gehalten.
Nach einem kleinen Zwischenstop in einem Café ging es weiter nach Búðir, dort sind wir zu einer sandigen Bucht spaziert. In dieser stand ich winddicht verpackt mit den Füßen im eisigen Nordatlantik, habe Schokokekse gefuttert und die Aussicht bewundert – noch so ein schöner Moment in Island.
Auf dem Rückweg nach Reykjavík haben wir noch bei den Basaltklippen von Gerðuberg gehalten. Die einen sind raufgeklettert, die anderen haben sich vor dem Wind schnell wieder zurück in den Bus geflüchtet. Nur ich fand den Wind herrlich (Stärke 10 bis 12!), habe mich mitten auf den Weg gestellt und ausprobiert, ob man davon vielleicht einfach so abheben kann.
Danach ging es auch schon zurück nach Reykjavík, und nach einem letzten, gemeinsamen Essen im Scandinavian trennten sich unsere Wege wieder. Am nächsten Morgen gab vom Flugzeug aus noch einen schönen, letzten Blick auf die Umgebung von Reykjavík, dann war das Abenteuer Island auch schon vorbei.
Sonst so
Gefahren mit: Schulz Sportreisen: Reykjavík-Marathon (Langvariante ‚Nicht nur Marathon‘)
Papier-Reiseführer: Klaus Werner: CityTrip Reykjavík
Vorbereitet mit: Herbert Steffny: Optimales Lauftraining
Nicht fahren ohne: Ohropax, Schlafmaske, wanderfreundliche Softshelljacke und -hose, Halstuch, Ohrenbedeckung, wasserdichte Trekkingschuhe, Regenüberjacke und -hose, kurz- und langärmelige Shirts und Hose (dünn und wärmend), Sonnenschutz.
Verpasst: Papageientaucher, Polarlicht, Eisberge. Ich muss da wohl noch mal hin…