Boote der #weltenhaus-Bootsfahrt

Wir haben zwei Hausboote gemietet, um genug Platz für alle elf Mitfahrer zu haben. Das grössere der beiden war ein Nicols 1160, das zur "Sedan"-Serie gehört. Theoretisch hat es vier Kabinen, eine davon mit einem Etagen- statt Doppelbett. Theoretisch, weil die vierte Kabine (lila gekennzeichnet auf dem Bootsplan) auf voller Länge keine Stehhöhe hat, und daher eigentlich für Kinder oder nur einen Erwachsenen geeignet ist. Zwei der Kabinen haben ein kleines Waschbecken, ausserdem hat das Boot zwei Waschräume mit Dusche und WC. Das Boot ist unten im Kabinenbereich relativ klein und wenig geräumig, und trotz Teppich an den Decken haben sich alle mehrfach den Kopf gestossen. Dafür war oben genug Platz für alle und die Terrasse mit einem praktischen Sonnensegel versehen, dass bei Bedarf einfach ausgezogen werden konnte.

Mehr unter: Nicols 1160

Das zweite, kleinere Hausboot war ein Nicols 900, das zur aktuellen Baureihe "Grosser Komfort" gehört. Das Boot hat zwei Kabinen mit Doppelbett, sowie zwei Waschräume mit Dusche und WC. Die Kabinen sind um einiges geräumiger als die auf dem 1160er Boot und haben vor allem Stehhöhe. Dafür ist der Platz im oberen Bereich in unseren Augen nicht ganz so schön gestaltet, es ist weniger (Ablage-)Platz im Küchenbereich, das Boot wirkt sehr futuristisch, und statt Sonnensegel gibt es nur einen Sonnenschirm.

Mehr unter: Nicols 900

Bei beiden Hausbooten kann man im Wohnraum die Sitzecke zu einem Bett umbauen und damit zwei Personen mehr mitnehmen, dann wird es aber wirklich so richtig eng, und sonderlich praktisch ist es auch nicht, weil dann der Wohnraum zeitweise nicht nutzbar ist.

Praktisch ist dafür ein zweiter Steuerstand auf dem Dach, damit auch der Steuermann die schöne Aussicht geniessen kann, und unsere Kapitäne fanden das zielgerechte Steuern bei den neuen Booten, wo sich das Steuerrad in der Mitte befindet, einfacher, als von der linken Seite aus. Scheibenwischer und Blümchen gehören übrigens zur Ausstattung :).

Natürlich gibt es daneben von den unterschiedlichen Anbietern noch jede Menge andere Modelle, in unterschiedlichen Preis- und Komfortklassen. Allgemein gilt auch hier, dass man die Boote lieber etwas zu gross wählen sollte, der Platz auf dem Boot ist sonst arg begrenzt. Mit der Suche nach dem passenden Hausboot sollte rechtzeitig begonnen werden - wer auf ein bestimmtes Boot und eine bestimmte Strecke Wert legt, sollte sich spätestens im Herbst um die Buchung für den kommenden Sommer kümmern. So frühzeitig zu planen ist zwar etwas heikel, aber immerhin erlauben die Verträge in der Regel einen Rücktritt zu einer relativ niedrigen Gebühr bis einige Wochen vor der Fahrt. Wer erst später bucht, muss sich mit einer eingeschränkten Auswahl bei Boot und Strecke arrangieren.

Über das Kochen an Bord gibt es eine eigene Seite: Kochen auf einem Hausboot

Fahrräder

Die Fahrräder, die man mit den Hausbooten mieten kann, sind praktisch für kleine Landausflüge, den Weg zum Bäcker oder falls sich jemand etwas austoben möchte. Für grössere Fahrten taugen sie allerdings nicht, und den Zustand sollte man bei Übernahme genau kontrollieren - von unseren Fahrrädern waren zwei nicht fahrtauglich. Die Räder lassen sich dann problemlos auf dem Dach oder vorne an der Reling verstauen, da sie aber trotzdem etwas von dem eh begrenzten Platz wegnehmen, sollte man sich vorher überlegen, wieviele unterwegs wirklich gebraucht werden.

Gepäck für eine Bootsfahrt

Aus Platzgründen sollte man seine Sachen nicht in grossen, sperrigen Koffern, sondern in einer zusammenknautschbaren Tasche oder einem Rucksack mitbringen. Es sei denn, jemand möchte testen, wie gut der Koffer schwimmt und sich hinterherschleppen lässt ;). Stauraum ist ansonsten vorhanden, wir waren überrascht, was sich unter den Sitzbänken und in der Bilge noch unterbringen liess. Die Boote sind prinzipiell abschliessbar, aber alles andere als einbruchssicher, Wertsachen sollten daher bei eventuellen Landgängen mitgenommen, oder gar nicht erst mit auf die Bootsfahrt gebracht werden.

Die Bettwäsche wurde bei uns von der Verleihfirma gestellt, Schlafsäcke waren also nicht notwendig und nur sinnvoll, wenn jemand draussen schlafen wollte, Handtücher mussten wir dagegen mitbringen. Ausserdem ist es auf Booten prinzipbedingt relativ feucht, Sachen, die schnell trocknen, sind daher deutlich besser geeignet als zum Beispiel Wollpullis, die Tage zum Trocknen brauchen. Boote mögen keine Strassenschuhe, daher bitte auf Segel- oder Sportschuhe mit weichen, rutschsicheren Sohlen umsteigen.

Beim Einpacken sollte man dann noch an Sonnenschutz (nicht nur Creme, sondern auch Kopfbedeckung und Brille), eventuell Insektenschutzmittel und Regenkleidung denken, und noch Handschuhe für die Handhabung der Bootstaue mitnehmen. Wer genauso vergesslich ist wie ich, sollte einen Blick auf die Reisecheckliste werfen.

Wasser und Strom

Die Nicols-Boote haben nur eine 12V-Autobatterie mit Zigattenanzünder, 220V gibt es nur an einigen Hafenstationen. Unterwegs lässt sich also nicht wirklich elektrisches betreiben oder nur mit entsprechenden Adaptern (mitbringen, oder eventuell einen Umrichter an der Verleih-Basis mieten) - Rasurabhängige müssen auf einen Hafen warten, auf Nassrasur umsteigen oder sich einen dieser attraktiven Seeräuberbärte zulegen :). Auch Kaffee muss richtig altmodisch mit einem Handfilter aufgegossen werden.

Das Wasser im Wassertank wird während der Fahrt aufgeheizt, Duschen ist also eher tagsüber oder abends angesagt, wenn nicht jemand gerne kalt duscht :). Die Duschen an Bord sind eigentlich gar keine - es wird einfach der Wasserhahn aus dem Waschbecken gezogen. Einfach so das ganze "Badezimmer" zu überschwemmen ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, geht dann aber gut. Die Handtücher sollte man dann allerdings während der Plantscherei durch eine Plastiktüte oder ähnliches schützen und die Toilettenpapierrolle ebenfalls in Sicherheit bringen. Nur Platz ist nicht wirklich vorhanden - wem die Duschmöglichkeiten an Bord zu beengt sind, der findet in grösseren Häfen meistens auch Duschen. Allerdings verlangen solche Anlegestellen Gebühren für Übernachtung, Strom und Wasser. Die nassen Handtücher haben wir dann auf der Reling und unter dem Sonnensegel zum Trocknen aufhängen können. Die "Badezimmer" trocknen recht schnell, trotzdem habe wir eines zur Dusche und das andere zur Trockenzone erklärt, damit Zähneputzen und ähliches auch trockenen Fusses noch möglich war :).

Die Toiletten sind ebenfalls gewöhnungsbedürftig, es wird nicht automatisch gespült, sondern per Hand gepumpt. Die Bedienung an sich ist relativ einfach - Seewasserventil per Hebel aufmachen, pumpen, Seewasserventil wieder schliessen, das restliche Wasser hinauspumpen. Das wichtigste dabei ist das Pumpen, lieber zuviel als zuwenig. Die Pumpe verstopft relativ schnell, daher sollte so wenig Toilettenpapier wie möglich verwendet werden und schon beim Einkaufen darauf geachtet werden, dass es dünn und weiss (oder gleich Recyclingpapier) ist.

Der Wassertank reicht für ungefähr zwei Tage (je nachdem, wieviel geduscht und abgewaschen wird), und sollte täglich an einer Schleuse nachgefüllt werden. Sowohl Wassernachfüllmöglichkeiten als auch Müllbehälter sind auf der Flusskarte eingezeichnet, die man schon bei der Miete der Boote bekommen kann. Das Abwasser geht direkt in den Fluss, nachdem die Boote zwar einen Tank dafür haben, es aber noch keine Entsorgungsstationen die Flüsse entlang gibt... Damit dürfte sich wohl auch die Frage erledigt haben, ob jemand baden oder angeln will. Bei der Wahl der Seife und ähnlichem sollte darauf geachtet werden, dass sie gut biologisch abbaubar ist, und sie zudem sparsam verwenden.

Zeitplanung

Für den Hin- und den Rückweg braucht man erfahrungsgemäss etwa gleich lang, trotz des Fahrens gegen den Strom auf der Rückfahrt, da die Mannschaft nach einigen Tagen deutlich geübter ist. Man sollte also einfach nach der Hälfte der Zeit umdrehen können, und trotzdem noch rechtzeitig wieder am Abfahrtshafen ankommen. Bei uns hat das dann auch sehr gut geklappt.

Die Übernahme der Boote ist in der Regel zwischen 16:00 und 17:00, möglicherweise kann man die Boote schon etwas früher bekommen, zum Unterstellen der Sachen. Dann gibt es eine Einführung in die Handhabung der Boote, und der Angestellte der Basis fährt bei unerfahrenen Mannschaften auch noch eine Schleuse mit. Rückgabe ist am Samstag zwischen 08:00 und 09:00 Uhr. Eine Endreinigung durch die Verleihfirma kostet ziemlich viel Geld, daher schrubbt man besser selber - Putzsachen sind an Bord vorhanden oder werden von der Basis zur Verfügung gestellt. Dafür sollte man aber schon am frühen Freitag abend zurück sein, um genug Zeit zum Schrubben und Einpacken zu haben.

Ein Hinweis noch: Auch Kanäle können launenhaft sein. Sollte ein Fluss aufgrund von Hochwasser, Brückeneinstürzen oder ähnlichem gesperrt werden, kann man nicht vom Vertrag zurücktreten, sondern muss mit den vom Vermieter angebotenen Alternativen zurechtkommen (andere Strecke, einfach im Hafen rumdümpeln oder ähnliches). Es kann also Flexibilität gefordert sein, und zumindest eine Idee, was man alternativ unternehmen kann, schadet nicht.

Kosten

Leider ist so eine Hausbootfahrt nicht billig, wir haben bei unseren elf Teilnehmern und zwei Booten für alles rund ums Boot plus Verpflegung für eine Woche pro Person 400 Euro ausgegeben, hinzu kamen dann noch An- und Abreise sowie persönliche Ausgaben für eventuelle exzessive Restaurantbesuche und Souvenirs. Die Kosten sind von der Anzahl Teilnehmer, Reisezeit, Komfort des Bootes und Vermieter abhängig, Vergleiche anzustellen kann sich also durchaus lohnen.